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Borneo, Flußreise





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Reisebericht

Borneo – einfach mittendurch

Siegmund Freund begründet viele unserer Macken mit Kindheitserlebnissen und da hat er wohl ganz recht .
Ich entdeckte als Neunjähriger  im Bücherschrank meines Vaters das Buch „Die Kopfgeldjäger von Borneo“ und seitdem hat es einen Ehrenplatz in meinem Bücherregal.
Irgendwann an einem verregneten Abend in einer der Boofen der Sächsischen Schweiz stand fest, da muß ich hin. Aufgrund meiner vorherigen Touren war die Planung der Tour nicht schwer und die Auswahl der Mitreisenden schon gar nicht.
Natürlich mußte Ingo aus Berlin, genannt  Inge, mit. Inge und ich waren schon drei Monate in Asien per Rad unterwegs gewesen und ich wußte, solange er genug zu essen hat, und er findet überall Essen, ist er der verläßlichste und ruhigste Mitreisende der Welt. zusätzlich ist er  ein passionierter Wildwasserexperte.
Dann Martin, mein langjähriger Kletterpartner aus Braunschweig. Mit ihm war ich schon am Aconcagua in Argentinien unterwegs und der Mann kann Gepäck schleppen.
Der Vierte im Bunde mein Zenzei Hans. Ein Karateka der alten Garde, sein Schwarzgurt ist schon fast wieder weiß, und Exilbayer .Als Liebhaber von ultralangen Läufen kann  der über den Schmerz gehen.
Jede telefonische Anfrage verbrauchte zum Leidwesen der Telekom nicht mehr als eine Grundeinheit und ihre Zusage zur Reise  war da.
Inge organisierte den geplanten Wildwasserpart. Er erbettelte leihweise zwei „RiverRider“, Schlauchcanadier-Prototypen  der Fa. BigPack , einfach Traumexpeditionsboote für derartige Reisen. Leicht, robust, mit 120ltr. wasserdichtem Stauraum und auch von Anfängern zu Beherrschen.
Der Flug nach Pontianak diente dem Kennenlernen der anderen Drei untereinander. Da er lang genug war und der Getränkeservice gut, gab es am Ende keine zwischenmenschlichen Probleme und so blieb es bis ans Ende der Tour.
Wie immer gab es erst ein bis zwei Tage zur Akklimatisierung und für den  Klimawechsel.
Dann galt es Geld zu tauschen, hier in Indonesien war ich das erste und leider vorerst auch letzte Mal, Millionär. Im Inland gibt es keine Geldautomaten und daher mußten wir alle Geldbeträge bar mitnehmen.
Per Flußboot ging es den Fluß stromauf. Nach Tagen auf einem Flußdampfer stiegen wir auf Langboote um, weil der Fluß zu flach wurde. Im Herzen von Borneo, im Missionarsdorf endete unser erster Teil der Reise. Hier bestellte ich, ich musste ja mit meinen Sprachkenntnissen protzen, für uns alle gebratenen Iban. Dies rief ein großes Gelächter hervor und dann wurde es mir heftig verweigert. Aber die Aufklärung kam umgehend. Man wollte uns den gebratenen Fisch schon verkaufen, doch der heißt Ikan. Ich hingegen hatte gerade vier gebratene Eingeborene vom Stamme der Iban  bestellt. Im anderen Teil von Borneo hätte es unter Umständen mit der Bestellung vielleicht geklappt, aber hier waren wir auf dem ureigensten Stammesgebiet der Iban.
Nach den bisherigen ......km auf dem             galt es nun zu Fuß den Dschungel zu durchqueren, die Wasserscheide zu überschreiten und auf der anderen Seite der Berge in den bis dahin getragenen im Rucksack getragenen RiverRidern der Fa. Big Pack flußabwärts zu fahren. Während wir unser letztes Bier mit Eiswürfeln tranken, bot sich Muktar an, uns als Guide zu begleiten. Neben einem Taschengeld wollte er vor allem Tricks zum Rafting und Wildwasser fahren lernen und dafür danach ein Zertifikat von uns erhalten. Nach zwei weiteren gemeinsamen Bieren war  der Deal perfekt. Pünktlich am anderen Morgen zum Sonnenaufgang stand Muktar dann nebst einem kleinen Ausrüstungssack und einem Eisenholzpaddel am Fluß.
Wir bauten die Schlauchboote auf.  Martin und ich luden 15 kg Reis, unsere Hauptnahrung für die nächsten Tage, in den wasserdichten Stauraum und dann ging es ca. 15 km stromabwärts bis wir an einen einmündenden  Bach kamen, dem wir dann weiterhin stromaufwärts in Richtung Wasserscheide folgten. Während Martin und ich das eine Boot besetzten, fuhren Hans, Inge und Muktar das andere.
Für Martin und mich galt elegant oder nicht, Hauptsache trocken durch.
Inge hatte als geprüfter Raftguide  deutlich höhere  Ansprüche, er fuhr jegliches Kehrwasser an, legte Wert auf Stil und Eleganz und kippte schließlich durch den Übereifer von Muktar um. Wir konnten alles Material einsammeln, nur Muktars Eisenholzpaddel sank lautlos zum Grund des Flusses.
Da wurde uns bewußt, Eisenholz schwimmt nicht.
Aber Muktar wäre nicht Muktar wenn er sich in den nächsten Tagen nicht abends ein neues Paddel geschnitzt hätte.

In den nächsten Tagen ging es permanent mit nassen Füßen durch den Dschungel. Martin wurde mit 43 Blutegeln am Körper Tagessieger in der Blutegel-Highscore-Liste. Muktar kannte jeden Steg, jedes Bächlein und jeden Brüllaffen im Revier mit Vornamen. Er zeigte uns geheime Wegmarkierungen und eßbare Pflanzen, welche zwar nicht immer schmeckten aber den Reis schön grün färbten.
Nach    Tagen überschritten wir die Wasserscheide und am über nächsten Tag konnten wir die Boote schon treideln.  Kurz darauf konnten wir die Boote auch paddelnder weise nutzen. Es gab die ersten Stromschnellen und damit kam echtes Wildwassererstbefahrungsfeeling auf.
Im ersten Dorf auf der  Westseite der Insel ging ein Staunen durch die Dorfbevölkerung. Von dieser Seite war noch niemand mit einem Boot und dann noch mit solch komischen Luftbooten gekommen. Während die Kinder unsere RiverRider als Badeplattform entdeckten, gingen wir mit den Männern auf Wildschweinjagd. Genauer gesagt, wir mußten am Fluß an einem Wasserkobel mit Steilufer warten, die Iban verschwanden mit 20 Hunden für gut zwei Stunden im Dschungel. Plötzlich waren sie wieder da und trieben 8 Wildschweine vor sich her. Sie trieben sie professionell in den Wasserkobel und stachen dann die Schweine vom Boot aus mit Lanzen ab. Die nächsten zwei Tage gab es dreimal am Tag Wildschwein zu essen.
Zwei Tage unterhalb von           brachte uns Muktar zu einem Langhaus. Hier wohnten ca. 80 Iban in einem auf gut 5m hochstehenden und 132m langen Pfahlhaus. In  der Dämmerung  ging es dann zur dörflichen Schenke. Eine mitten im Wald stehende Palme war mit großen Plastikkanistern zur Dschungelkneipe umfunktioniert wurden. Ihre Früchte werden vor Ort vergoren. Das Getränk ist milchig, süß und scheint unendlich viel Alkohol zu enthalten.
Am nächsten Morgen war das halbe Dorf und wir Kopfschmerz behaftet.
Gut 60 km flußabwärts stiegen wir dann erneut auf ein Flußboot um und ließen uns die nächsten drei Tage von einem Flußtaxi zur Zivilisation zurückbringen.
Ein kurzer dreitägiger Stopp in Singapur brachte uns dann vollends in die Realität zurück. Der Rückflug war gerade lang genug um neue Pläne zu schmieden.