Fakts


Cerro Bonete Chico

Höhe


6.759 m

Lage


Province La Rioja, Argentinien

Gebirge


Sierra del Veladero, Anden

Geographische Lage


28°1'8" S, 68°45'22" W

Besonderheiten


Der Cerro Bonete Chico ist vierthöchsten Berg Südamerikas. Dieser wird gerne mit dem niedrigeren (!) Cerro Bonete Grande verwechselt.
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Reisebericht

Cerro Bonete Chico, Argentinien, 2006

Die Spanier suchten vor langer Zeit in Südamerika Gold und andere Schätze und sie quälten sich im Rahmen ihrer Eroberungszüge über die Anden und durch die Wüsten. Unsere Suche der diesjährigen Argentinien-Tour galt nicht dem Gold der Inkas , sondern vielmehr dem 360° Rundumblick von einem der höchsten Vulkane der Erde. Der Bonete, mit seiner Höhe von 6759m der dritthöchste Vulkan der Erde, gehört zu den vergessenen Riesen des lateinamerikanischen Kontinents.

Er liegt sehr abseits der gängigen Routen in der nördlichen Atacamawüste (S28 01.112-W 68.45.350). Entweder man mietet sich mindestens zwei gut funktionierende 4x4-Geländewagen mit viel Stauraum oder man vertraut sich einer örtlichen Agentur an. Wir wählten diesmal, die Kosten blieben sich fast gleich, den Weg über die argentinische Trekkingagentur „Quyllur“ aus Mendoza.

So sicher der Bonete einer der vergessenen Riesen Argentiniens ist, sind die beiden Chefs von Quyllur ebenso sicher zum Urgestein der argentinischen Bergsteigergilde zu zählen. El Jefe Ulises ist 70 Jahre alt und noch immer viel fitter als viele potentielle Aconcagua-Aspiranten. Er stand auf zwei Achttausendern und verbrachte auf über 8000m am Everest zweieinhalb Tage ehe ihm das schlechte Wetter zur Umkehr zwang.
Als er zwecks Training einige Tage am Gipfel des Aconcagua zeltete, machte es ihm diebische Freude die heraufsteigenden Gipfelaspiranten mit einer Tasse heißem Tee zu überraschen.

Jaime hingegen betont immer, das er nie aus Südamerika herausgekommen ist. Fragt man ihm jedoch zu einem x-beliebigen südamerikanischen Berg über 6000m aus, kennt er ihn natürlich aus einer seiner früheren Besteigungen auf diversen Aufstiegsrouten. Bedenkt man dann noch das er kein Berufsbergsteiger sondern Uniprofessor ist, fragt man sich, wie er dann noch Zeit hatte Professor zu werden und drei Söhne groß zu ziehen.

Ehe wir nun zu unserer Besteigung kommen, fällt mir nur noch ein Grund ein von einer gemeinsamen Reise mit Quyllur abzuraten, man hat leider keine Chance am Berg einige Pfunde überflüssiges Körpergewicht zu lassen, weil das Essen im Basislager einfach zu gut ist.

Über die Anreise gibt es nicht viel zu berichten, ein kurzer Flug von Berlin über Santiago de Chile und schon steht man im 36°C warmen Mendoza am Fuße der Anden und in der besten Weingegend Argentiniens.

Es ist jedesmal faszinierend was die Argentinier mit dem Wasser der Anden aus diesem Wüstenfleck gemacht haben.
Ulises holte uns am Flughafen ab, dann folgte das erste echte argentinische Lomo, ein Steak von 480gr., und am nächsten Tag ging es gleich weiter in Richtung Norden. In drei 4x4-Autos ging es ins 400 km entferne Villa Union (ca. 1875m / S29 19.632 W13.385) . Die Hütten zu Fuße des 6180m hohen Famatina- Massives boten die letzte Dusche der nächsten Tage.
Dann fuhren wir in die Berge.
Wir schlugen unsere Zelte neben dem alten Refugio El Penon auf 3620m ( S28 28.537 W68 50.279 ) auf und blieben zwei Tage. Am zweiten Tag machten wir einen Akklimatisierungsaufstieg auf einen der vielen namenlosen 4000er der Region. Hier in der Höhe von ca. 4217m war die Aussicht schon phenomenal.
Der nächste Stopp und weitere zwei Tage Akklimatisierung war am Refugio Laguna Brava ( 4296m S28 15.869 W68 50.279 ), welches am gleichnamigen Salzsee liegt.
Jaime kannte natürlich die besten Photospots, die schönsten durch Salz konservierten Lamas und die alten Inka-Ruinen ( S28 16.891 W68 50.119 ). Die Fahrt zum „Basislager“ war dann mal wieder der Beweis für Jaimes Ortskenntnis. Mitten im Nichts bog er unvermittelt nach rechts ab und fuhr ins Garnichts.
Ich gebe hier einfach mal die GPS-Daten an, eine Beschreibung würde eh nichts nutzen. Also das Basislager liegt auf 4706m, S28 05.941 W68 50.080 .

Einen Tag nach der Ankunft stiegen wir fünf zum Wassertransport zu Lager 1 auf. Wir, das sind übrigens Thomas, ob seiner Größe von den Argentiniern nur El Gigante genannt, Matthias, sein Bart gab ihm den Namen Chibita( Zicklein), sein Bruder Ronald, auch El Rubio der Blonde , Robert hieß als Arzt natürlich Doktor und ich . Da ich der Älteste bin und die Argentinier Holger nicht so recht aussprechen konnten, hieß ich beim Support-Team einfach El Jefe , der Chef.

Lager 1 errichteten wir auf 5283m ( S28 03.898 W68 50.080) Höhe oberhalb eines Schneefeldes. Dadurch das wir hier oben noch Restschnee vom letzten Winter fanden, hätten wir das Wassertragen sparen können. Aber es ist eh alles Training.

Apropos Wasser, das letzte Wasser gibt es an der Laguna Brava ( S28 16.660 W68 50.693) . Das Basislager ist komplett wasserfrei !! Ergo muß man genug Wasser transportieren, deshalb waren wir auch mit drei Autos unterwegs.

Nach einem weiteren Tag im Basislager ging es nun endlich los. Wir stiegen erneut zum Lager 1 auf und der 70jährige Ulises lief immer locker neben uns her und fragte stets nach einen Rucksack. Ulises erklärte seine Vitalität übrigens mit dem täglichen Glas Rotwein, einer noch vitaleren Ehefrau und 50 Jahre Bergtouren.

Thomas bekam in der Nacht Probleme mit der Höhe und beschloß am nächsten Morgen schweren Herzens abzusteigen.
Wir Vier gingen nun die nächste Etappe an. Der Weiterweg geht pfadlos über diverse Aufschwünge bis zu einer markanten roten Felsrippe auf 6040 m. Hier errichteten wir unser Lager 2 ( S28 01.708 W68 46.848).

Matze und Ronald drehten auf 5600m um, sie hatten ihre Körner verschossen, und gingen zum Lager 1 zurück, von wo sie am nächsten Tag weiter zum Basecamp abstiegen.

Robert und ich stiegen nach einer unruhigen Nacht gegen 7,30h bergan in Richtung Gipfel. Es war bitterkalt, unter –20°C, und unsere Zehen sehnten sich nach der Sonne. Gegen 10 Uhr erreichten wir den ersten Sonnenfleck, hier massierten wir unsere kalten und weißen Zehen und die Sonne heizte unsere Schuhe auf, danach lief es sich gleich viel besser. Auf 6450m sah man das erste mal die Gipfelpyramide und von hier an war es nur noch Fleiß.
Gegen 12,20 stand ich am Gipfel, wo Robert schon auf mich wartete. Nach dem obligatorischen Gipfelphotos und dem Eintrag ins Gipfelbuch, seit 1995 waren wir etwa die 15. erfolgreiche Besteigung, genossen wir den 360° Blick. Wir sahen den Ojos del Salado, Incahuasi, Pissis und die Tres Cruzes, alles hohe Sechstausender, um nur die Großen zu nennen.
Gegen 15 Uhr waren wir wieder am Zelt, tranken viel und freuten uns des Erfolges.

Als wir am nächsten Tag das Basislager erreichten, erwartete uns eine Flasche Sekt und ein großes Steak, sowie Rotwein. Wir waren halt in Argentinien.

Nach einem Ruhetag wollten wir zusammen mit den Argentiniern noch auf den Bonete Grande. Er ist mit 5914m zwar deutlich kleiner als der Bonete Chico, heißt aber aufgrund einer historischen Verwechslung trotzdem Bonete Grande.
Nach gut dreieinhalb Stunden Allradkampf im Flußbett hatten wir 15 km geschafft und noch etliche Kilometer vor uns. Aber aufgrund der Unwegsamkeit und des langsamen Ansteigens des Wasserspiegels brachen wir dann schweren Herzens unsere Anfahrt ab und verschoben das Bergprojekt auf ein späteres Jahr.
Kaum in Mendoza angekommen mußten wir erst mal zu einem original argentinischen Asado, das Grillen von größeren Mengen Rindfleisch ist der Nationalsport in Argentinien. Wir wissen jetzt auch warum ein Gaucho immer nur eine halbe Kuh auf den Grill legt, denn für eine ganze Kuh ist der Grill leider meist zu klein.

Den Wein für den Grillabend holten wir direkt in der Finca Fitchmann, dem ältesten und wohl auch besten Weingut der Region. Trinkst Du den Fitchmann-Wein ist es als ob dir ein Engel auf die Zunge pinkelt.

Nach einem kurzen Badestopp in Valparaiso / Chile war die Bergtour auch schon wieder vorbei. Als dann Air France eine Woche nach unserer Ankunft in Deutschland auch noch das letzte der verschollenen Gepäckstücke lieferte, war das Projekt Bonete dann endgültig beendet.